Am 30.4.2009 wurde Katerchen Balou nach seinem Bruder Moritz von seiner Mama Peppina direkt in meine Hand geboren. Er war ein großer Schreihals und hat innerhalb eines Tages sein Gewicht mehr als verdreifacht, weswegen er lange Zeit einfach nur Dickerchen hieß. Sobald er den Kontakt zu seinem Bruder verloren hatte, wenn Mama gerade nicht da war, fing er herzzerreißend an zu schreien und robbte so lange in der Wurfkiste herum, bis er sich mit seinem ganzen Gewicht wieder auf sein dünners Brüderchen Moritz werfen konnte.
Mit knapp drei Monaten ging er das erste Mal mit Mama Peppina draußen spazieren.
Justament da begegnete er Grizzly, dem Nachbarskater, bis dato Herrscher über Haus und Hof einiger Grundstücke. Dessen Angriff auf den jungen Kater wurde von Mama Peppina meisterhaft noch im Flug abgewehrt, aber es war wohl die Geburtsstunde einer ausgewachsenen Katerfeindschaft, die sich bis zu Grizzlys Tod vor 2 Jahren hielt und nicht wenige Male die Nachbarn auf den Plan rief, um die Kontrahenten auseinander zu treiben. Ehrenvolle Verwundungen blieben auf beiden Seiten nicht aus, waren allerdings nie lebensgefährlich oder tierarztrelevant.
Der schöne Grizzly war zuerst da.
Die Feindschaft zwischen ihm und Balou war legendär, aber auch anderen Katzen gegenüber war Balou sehr territorial. In dieser Hinsicht konnte er sich durchaus mit einem Hovawart vergleichen.
Wir gehen davon aus, dass die Nachbarn ihm keine Träne nachweinen.
Zu Hause war er ein ganz liebes, aber reserviertes Katertier. Er wurde nie ein Schmusekater, der auf dem Schoß sitzen wollte, war aber selig, wenn er stundenlang auf der Sesselehne sitzend schnurrend den Kopf gekrault bekam. Streichelheiten forderte er mit samtenen Pfoten ein, nie hat er gekratzt.
Auch am Fressnapf war er sehr höflich und ließ anderen Katzen immer den Vortritt.
Und keiner trug den Schwanz so schön wie er
Vor ein paar Wochen kippte er auf einmal in der Wohnung um und schrie. Beim Tierarzt stellte sich heraus, dass er HCM hat, eine unheilbare Herzkrankheit. Mit Tabletten hat er für 5 Wochen noch eine richtig gute Lebensqualität erhalten, konnte weiterhin seinen Freigang genießen, mit Appetit sein Fressen vertilgen, ausgiebige Sonnenbäder nehmen und es sich stundenlang im Wohnzimmerkörbchen, umgeben von der gesamten zwei -und vierbeinigen Familie, gemütlich machen. Vermutlich musste auch noch die ein oder andere Maus ihr Leben lassen.
Gestern entdeckte Martin ihn mit eingeknickter Hinterhand schwankend auf dem Nachbarsgrundstück. Sogar Alba machte sich Sorgen und zog zu ihm hin. Kurz danach hörten wir ihn auch schon schreien. Er hatte sich in ein stacheliges Gebüsch zurück gezogen und konnte seine Hinterbeine nicht mehr bewegen. Eine Aortenthrombose hatte die Blutzufuhr blockiert und fügte ihm extreme Schmerzen zu.
Leider dauerte es fast eine Stunde, bis wir ihn aus dem Gebüsch gezogen und zum Tierarzt verfrachtet hatten, wo er sofort die erlösende Spritze bekam.
Wo auch immer seine kleine Seele nun sein mag - Grizzly ist sicher schon da und freut sich hoffentlich über das Wiedersehen...